Die Prinzessin und die Mörderin Teil 2 |
Tune und Shade unterwegs |
Tune und Shade waren seit fast einem halben Jahr unterwegs und sie verstanden sich gut. Shade nahm nur Aufträge an, wenn sie dringend Geld brauchten oder der vorgetragene Grund sie überzeugte. Ansonsten reichten Tunes musikalische Fähigkeiten um sie über die Runden zu bringen. Sie zogen von Stadt zu Stadt und Land zu Land. Ihr Ziel war es, möglich viel zu sehen und Tune schrieb alles, was ihr wichtig erschien, in ihr Tagebuch. Als sie eines Tages durch die Hauptstadt eines kleinen Königreiches ritten, hörten sie Gerüchte über einen Auftrag, den der König zu vergeben hätte. Sie gingen ihnen nach und erkundigten sich im Schloss, ob etwas wahres daran sein. So erfuhren sie, dass der König 500 Goldstücke für die Wiederbeschaffung der jungfräulichen Prinzessin, des heiligen Schwertes und eines Buches aus dem Familienschatz bot, die alle von Zigeunern entführt worden waren. Sie sahen sich an und waren sofort einig, sich auf die Suche zu begeben. Sie sahen sich die Portraits der Prinzessin an, eine Abbildung des Schwertes und ließen sich das Buch genau beschreiben. Dann machten sie sich auf den Weg. Vor dem Stadttor hielten sie an und berieten sich. Shade fragte Tune: „Wohin würdest du gehen, wenn du ein Zigeuner mit einer widerrechtlich erworbenen Prinzessin wärst?“ „Dorthin
wo mich keiner vermutet oder wohin mir keiner zu folgen wagt.“ „Hmm,
gibt es unheimliche oder verfluchte Gegenden in der Nähe?“ „Das
Teufelsmoor im verwunschenen Wald?“ , grinste Tune. „Das
wäre wohl zu einfach. Aber lass uns jemanden fragen.“ Sie
hielten einen Gänsehirten an, der mit seiner Herde auf dem Nachhauseweg
war. Tune fragte ihn: „Hast du von einem unheimlichen Ort hier in der
Nähe gehört? Wir wurden davor gewarnt, haben aber nicht genau
verstanden wo er liegen soll.“ „Ihr
meint bestimmt das Teufelsmoor im verwunschenen Wald.“ Schlug der
Hirte vor. Tune
erwiderte mit eiserner Miene: „Genau, das war es. Wo liegt es?“ Shade
liefen Tränen über das Gesicht und sie jappste nach Luft als sie
weiterritten. „Warum
fragen wir eigentlich? Es würde reichen dich in ein weißes Kleid zu
stecken und als Orakel zu befragen. Ha,
ha, ha!“ “Ich
bin der Magie sehr zugeneigt”, grinste Tune. „Aber das war nur ein
Glückstreffer.“ Sie
ritten in die Richtung die ihnen der Junge gewiesen hatte und erreichten
am Abend den verwunschenen Wald. „Ich
weiß nicht wie es dir geht, aber ich würde lieber vor dem Wald übernachten
als darin, es könnte ja sein, dass er wirklich verwunschen ist.“ „Das
glaube ich zwar nicht, aber wenn du dich hier sicherer fühlst, bleiben
wir. Dann können sich die Pferde mit dem Gras das hier wächst auch
noch mal richtig den Bauch voll schlagen. Bauen wir ein Zelt auf?“ Shade
musterte den Himmel: „Sieht nicht nach Regen aus, ich glaube die
Decken genügen.“ Das
Lager war schnell aufgeschlagen, jede wusste was sie zu tun hatte. Nach
einem Abendessen aus Brot und Schinken legten sie sich, mit ihren Waffen
an der Seite, schlafen. Am
Morgen waren ihre Decken feucht vom Tau. Sie brachen das Lager schnell
ab und beluden die Pferde. Dann ritten sie in den Wald. Da sie keinen
Weg fanden der hineinführte, bahnten sie sich einen durch das dichte
Unterholz am Waldrand. Nach 50 Schritten verschwand das Unterholz und
sie konnten auf altem Laub und Tannennadeln zügig vorankommen. Tune
sah sich um: „Eigentlich finde ich es wunderschön hier. Was soll denn
hier unheimlich sein?“ „Ich
sehe auch nichts besonderes. Aber vielleicht wenn wir zu dem Moor
kommen.“ „Wir
sind sicher nicht die einzigen, die nach der Prinzessin suchen.“ „Aber
wir haben den anderen einiges voraus. Immerhin habe ich einige Erfahrung
im Umgang mit Zigeunern und Prinzessinnen.“ Shade grinste. Tune
sah nachdenklich aus und deshalb fragte Shade: „Was ist? Woran denkst
du?“ „Ich
frage mich warum die Zigeuner eine Prinzessin entführen sollten. Sie
haben kein Lösegeld gefordert und eigentlich sind Zigeuner ziemlich
ehrlich und vermeiden Ärger wenn sie können.“ In
diesem Moment hob Shade die Hand. Tune stoppte sofort ihr Pferd und sah
sie fragend an. Shade lauschte in die Ferne: „Ich höre was. Klingt
nach einer großen Gruppe.“ „Ich
höre nichts“, flüsterte Tune, „aber das ist ja nichts
besonderes.“ Sie
stiegen ab und banden ihre Pferde an. Dann schlichen sie näher an das
Geräusch heran. Es waren wirklich die Zigeuner. Ihre Wagen waren im
Kreis auf einer kleinen Lichtung aufgestellt und in der Mitte befand
sich eine runde Feuerstelle. Einige Zigeuner stritten gerade darum wer
Wasser holen gehen sollte, deshalb konnte man sie schon von weitem hören. „Was
machen wir jetzt? Gehen wir einfach hin?“ fragte Tune „Ich
bin dafür das du hingehst und ich mich im Hintergrund halte, für alle
Fälle. Hol dein Pferd und geh hin, ich sichere dich von weitem ab.“ „Einverstanden,
ich versuche herauszufinden ob sie etwas mit der Entführung zu tun
haben. Bis dann.“ Tune
zog ihr Pferd am Zügel hinter sich her und ging direkt auf die Zigeuner
zu. Sobald diese sie bemerkten verstummten sie und die Männer kamen
dann auf sie zu. Fast jeder hatte eine Hand an seinem Dolch liegen. Der
größte von ihnen sprach sie an: „Wer bist du und was suchst du
hier?“ Tune
verbeugte sich leicht und antwortete dann: „Mein Name ist Tune, ich
habe mich verlaufen und irgendwann hörte ich dann Stimmen. Die Suche
nach Hilfe führte mich zu eurem Lager. Ich würde gerne die Nacht bei
euch verbringen und euch bitten mich aus dem Wald zu führen.“ Der
Zigeuner sah sie misstrauisch an und fragte dann: „Wusstest du nicht
das der Wald verwunschen ist? Und was bist du für eine Frau, dass du
alleine reist und freiwillig bei Zigeunern übernachten willst?“ Tune erwiderte: „Ich stamme aus dem Nordreich und achte nicht auf Gerüchte. Es ist nicht das erste Mal das ich bei Zigeunern übernachte und wie ich reise geht niemanden etwas an, es sei denn er will mitkommen.“ Sie machte das geheime Handzeichen, mit dem Zigeuner sich untereinander zu erkennen geben und achtete dabei auf jede Bewegung der Zigeuner. Einer von ihnen hatte sie umrundet und stand inzwischen hinter ihr. Sie warf ihr Haar zurück und beobachtete ihn dabei aus den Augenwinkeln. Er bewegte sich nicht. Da die Zigeuner nichts sagten, fuhr sie fort: „Wenn ihr mir keine Gastfreundschaft gewähren wollt, ziehe ich weiter.“ Sie zog wieder an den Zügeln und trat einen Schritt nach links. Das zwang die Zigeuner zu reagieren. „Nein, bleib. Natürlich kannst du hier Übernachten. Binde
dein Pferd an und komm dann zu meinem Wagen. Es ist der Rote dort drüben.“
Er zeigte auf einen Wagen auf der anderen Seite der Lichtung. “Mein
Name ist Dorvan.“ Tune
nickte, verbeugte sich noch einmal und suchte sich dann einen Platz für
ihr Pferd. Als sie es angebunden hatte, ging sie zu Dorvans Wagen. Shade
atmete auf. Sie saß in einem Baum und beobachtete das Geschehen. Als
die Zigeuner Tune umzingelten, hatte Shade nach ihren Waffen gegriffen,
aber nun packte sie den Wurfdolch und die Giftpfeile wieder ein. Danach
versuchte sie eine bequemere Position auf der Astgabel zu finden und
beobachtete weiter das Lager. Innerlich war sie auf eine sehr ungemütliche
Nacht eingestellt. Tune
klopfte an der Tür von Dorvans Wagen und eine Frauenstimme bat sie
herein. Sie trat in das Halbdunkel des Wagens und sah sich einer sehr
alten Frau gegenüber, die sie aus zusammengekniffenen Augen musterte
und dann sagte: „Setz dich Kind und erzähle einer alten Frau was es
neues in der Welt gibt.“ „Ja
Großmutter.“ Tune suchte sich einen Platz auf einem Kissen. „Wer
bist du?“ „Mein
Name ist Tune. Ich will die Welt kennen lernen und deshalb ziehe ich
umher, um so viel wie möglich zu sehen.“ Die
alte Frau entblößte einen zahnlosen Kiefer als sie lächelte: „Du
musst mir unbedingt den neuesten Klatsch erzählen, aber lass mich erst
aus deiner Hand lesen.“ Tune
rückte näher und streckte die Hand aus. Die Alte ergriff sie, fuhr die
Linien nach und fing an zu murmeln: „Du stammst aus einem vornehmen
Haus, ziehst aber ein einfaches Leben vor. Du magst Musik und Abenteuer
und du hast merkwürdige, teilweise gefährliche Freunde. Du bist auf
der Suche nach etwas... verrätst du mir nach was?“ „Ich
suche die Prinzessin, das magische Schwert und das Buch vom König.“ „Und
du denkst wir Zigeuner hätten sie entführt?“ Tune
lachte: „Nein, sicher nicht. Sie würde viel zu viel Arbeit machen.
Wer sich schon ums Wasserholen streitet, entführt keine Prinzessin.“ „Das
hast du gut beobachtet.“ Die Alte lachte leise, „Du hast ein gutes
Herz und einen freien Geist, deshalb will ich dir helfen. Sie war hier
und sie ist weitergezogen. Soviel ich weiß, wollte sie zum Meer.“ „Ich
danke dir sehr für diese Auskunft, sie wird meine Suche verkürzen.
Kann ich mich irgendwie erkenntlich zeigen?“ „Du
bist mir noch etwas Klatsch schuldig und danach kannst du für mich
Harfe spielen, du hast doch sicher eine dabei?“ Sie musterte die
Schwielen an Tunes Fingerspitzen. „Natürlich,
ich gehe sie holen.“ Als Tune den Wagen verließ, stellte sie fest,
dass es angefangen hatte zu regnen. Sie sah sich unauffällig nach Shade
um, konnte sie aber nicht entdecken. Dann ging sie zurück um die alte
Frau zu unterhalten. Shade
saß auf dem Baum und fror. Als sie Tune sah, die ihre Harfe holte,
beschloss sie herunterzuklettern um sich einen besseren Schlafplatz zu
suchen. Lautlos glitt sie auf den Waldboden und schlich zu ihrem Pferd.
Sie rollte ihre Decke unter einer Tanne aus und wickelte sich darin ein.
Es regnete nicht mehr lange und unter der Tanne blieb es trocken. Im
Morgengrauen stand sie auf und kletterte wieder auf den Baum, um das
Lager zu beobachten. Dorvan
war am späten Abend noch einmal in den Wagen gekommen um zu sagen, dass
er einen anderen Schlafplatz gefunden hatte. Tune übernachtete bei der
alten Zigeunerin, erwachte aber sehr früh am nächsten Morgen und stand
sofort auf. Die
Alte regte sich und fragte: „Willst du jetzt schon aufbrechen?“ „Ja
Großmutter, ich will diesen Wald so schnell wie möglich verlassen,
auch wenn er ungefährlich ist.“ „Du
bist nicht im Moor gewesen.“ Stellte die Frau fest. „Ich werde dir
einen der Jungen mitschicken, damit er dich auf dem kürzesten Weg
hinausführt.“ „Das
ist nett, danke.“ Tune suchte ihre Sachen zusammen und brachte ihre
Harfe nach draußen. Die Alte legte sich eine Decke über die Schultern
und folgte ihr ins Freie. Dann humpelte sie zu einem anderen Wagen,
klopfte an die Tür und sprach einige Worte mit den Insassen. Kurze Zeit
später erschien ein dunkelhaariger Junge und holte sich seine
Instruktionen ab. Die Zigeunerin gab Tune ein großes Stück Brot mit Käse
und ein, in Stoff eingeschlagenes, Bündel. Tune verabschiedete sich von
der netten alten Frau und auch von Dorvan, der inzwischen auch
aufgestanden war. Shade
beobachtete alles von ihrem Hochsitz aus und machte sich auch auf den
Weg. In gebührendem Abstand folgte sie Tune und dem kleinen Zigeuner,
bis sie nach einer Stunde den Waldrand erreichten. Tune verabschiedete
sich von dem Kleinen und ritt ein Stück den Weg entlang. Als sie außer
Sicht war wartete sie auf Shade. Sie musste nicht lange warten. „Hallo,
hast du gut geschlafen?“ „Willst
du mich veralbern? Ich habe versucht im Regen auf einem Baum zu
schlafen!“ „Tut
mir Leid.“ Tune versuchte sich das Lachen zu verkneifen. „War
es gemütlich in dem Zigeunerwagen?“ „Ja,
aber ich musste die alte Frau unterhalten und Dorvan war mir nicht ganz
geheuer. Ich habe einige Hinweise auf die Prinzessin bekommen.“ „Sie
wurde doch nicht von den Zigeunern entführt?“ „Nein,
natürlich nicht, aber sie war dort und hat der alten Frau gesagt sie möchte
zum Meer.“ „Vielleicht
hat sie gelogen.“ „Nein,
dass glaube ich nicht. Prinzessinnen sind immer sehr ehrlich.“ Dieses
Mal lachte Shade: „Ja sicher, so wie du!“ „Bist
du bald fertig mit Lachen?“ „Gut,
machen wir uns auf den Weg zum Meer“ „Ja,
auf zum Meer.“ Sie
ritten eine Zeit lang nebeneinander her. Dann fragte Shade: „Was will
sie eigentlich am Meer?“ „Ich
habe keine Ahnung, aber ich freue mich das wir zum Meer reiten. Ich bin
am Wasser aufgewachsen und wir sind schon lange im Inland unterwegs.
Hoffentlich ist das Wasser schön warm, dann können wir schwimmen
gehen.“ Shade
nickte zustimmen und sagte dann: „Wir haben kaum noch Geld. Das müssen
wir dringend ändern. Willst du singen oder soll ich es auf meine Weise
besorgen?“ „Wen
willst du denn hier bestehlen? Ist doch niemand da. Im nächsten
Gasthaus werde ich mal mein Glück versuchen. Falls ich für die Musik
nichts bekomme, können wir es auch mit Wetten versuchen.“ Am
Abend erreichten sie ein kleines Gasthaus, in dem sich allerdings viele
Leute aufhielten. Tune ging zum Wirt und fragte ob er einverstanden wäre,
wenn sie Musik machte und er wies ihr einen Tisch in der Ecke zu. Tune
setzte sich in eine andere Ecke und beobachtete die Menge. An einem
Tisch saßen einige Abenteurer und unterhielten sich wohl mit einem
potentiellen Auftraggeber. Als Tune ihre Harfe stimmte, wurden die
Unterhaltungen leiser und einige Leute drehten sich zu ihr um. Sie
fragte laut in den Raum: „Irgendwelche besonderen Wünsche?“ Sie
sang den ganzen Abend, bis sie merkte das sie heiser wurde. „Letztes
Lied!“ stellte sie fest und trug eine alte Liebesgeschichte vor. Der
sanfte Ton ihrer Stimme auf der einen und der ununterbrochene Genuss von
Bier und stärkeren Getränken auf der anderen Seite, schafften eine
interessante Atmosphäre. Nach
dem letzten Lied setzten sich Tune und Shade neben die Tür und jeder
der die Kneipe verließ, ließ eine Münze auf ihrem Tisch liegen. Shade
teilte sie in zwei Häufchen und steckte ihre Hälfte ein. Danach
besorgte sie ein Doppelzimmer. Tune
klimperte noch ein bisschen auf ihrer Harfe und holte sich dann das
vereinbarte Honorar vom Wirt ab. Er lächelte sie müde an: „Es war
eine Freude euch zuzuhören Frau, ihr seid jederzeit willkommen.“ Tune
lächelte zurück und folgte Shade in das Zimmer. Shade
war gerade dabei ihre Waffen abzulegen. Neben Schwert und Dolch trug sie
auch immer einige Giftwurfpfeile an ihrem Gürtel und einige Wurfmesser
in ihren Ärmeln. Tune faszinierte es immer wieder, dass sie sich nie
selbst verletzte, mit dem ganzen Eisen am Leib. Tune schloss die Tür
hinter sich und lehnte sich dagegen. Shade sagte: „Halt still!“ und
grinste. Im gleiche Moment flogen die beiden Wurmesser an ihrem Gesicht
vorbei und blieben neben ihren Ohren in der Tür stecken. Tune gähnte:
„Vorbei, wie immer!“ und warf sich lachend aufs Bett. Innerhalb von
Sekunden war sie eingeschlafen. Shade
untersuchte den Raum und sicherte ihn ab. Niemand würde unbemerkt
eintreten können. Sie legte den Dolch unter ihr Kissen und schlief auch
bald ein. Am
nächsten Morgen packten sie ihre Sachen und gingen zum Frühstücken in
die Gaststube. Die Abenteurergruppe hatte sich auch dort eingefunden und
schien einen Plan auszuhecken. Als der Wirt das Frühstück brachte,
hielt Shade ihn an. „Worüber reden die, Wirt? Scheint ja eine große
Sache zu sein.“ „Sie
rennen in den Tod und keiner ihrer Pläne kann das verhindern.“ Sagte
er unwillig. „Wie
meint ihr das?“ hakte Tune nach. „Das
ist eine längere Geschichte.“ „Dann
holt euch etwas zu trinken und setzt euch zu uns. Eine Geschichte macht
das Frühstück doch gleich interessanter.“ „Na
hoffentlich vergeht euch nicht der Appetit.“ Der
Wirt erzählte von einer Höhle mit einem Labyrinth, in dem angeblich
vor langer Zeit ein Kessel voll Gold versteckt worden war. Der junge
Mann, der ihn gefunden hatte, fand den Weg aus dem Labyrinth, aber als
er zurückkehrte, um mehr von dem Gold zu holen, wurde er nie wieder
gesehen. Jeder der ihm folgte, verschwanden ebenfalls. Niemand, der sich
weiter als bis in die erste Höhle vorgewagt hatte, wurde je wieder
gesehen.“ „Wie
ist der Junge an das Gold gekommen?“ „Da
ist sich niemand sicher. Es heißt, er hätte den Topf voll Gold am Ende
des Regenbogens gefunden. Da er beim ersten Mal mit vollen Taschen zurückkehrte,
zweifelte niemand an seinen Worten. So, ich muss jetzt wieder an die
Arbeit.“ „Gold!“
wiederholte Shade. „Tod!!!“
bemerkte Tune, grinste aber dabei. Sie
nickten sich zu und die Entscheidung war getroffen. Gleich nach dem Frühstück
bepackten sie ihre Pferde und saßen auf. Der Wirt stand in der Tür und
sah ihnen beim Aufsteigen zu: „Ich kann euch nur raten, haltet euch
von der Höhle fern. Hinter jeder ihrer Ecken lauert der Tod.“ Tune
und Shade winkten ihm zum Abschied zu und ritten dann in die gleiche
Richtung, die einige Zeit zuvor die Abenteurer eingeschlagen hatten. Sie
folgten deren Spuren und entdeckten schließlich einen kleinen Höhleneingang. „Wollen
wir erst noch warten? Vielleicht haben sie Erfolg und kommen bald wieder
heraus.“ „Ach
was. Wenn sie Erfolg hatten begegnen wir ihnen sicher unterwegs irgendwo
und ansonsten stehen wir hier nur dumm rum.“ „Gut,
gehen wir also rein.“ Tune
und Shade versteckten ihre Pferde in einiger Entfernung und überlegten
welche Ausrüstung angemessen wäre. Tune packte ihre Tasche und
murmelte dabei: „Ein Seil, Wasser, Brot, Dolch, Garn – hmm, habe ich
etwas vergessen?“ „Fackeln?“ „Hab
ich.“ „Welche
Waffen?“ „Ich
nehme nur den Dolch mit. Der Bogen wird wohl wenig nützlich sein.“ „Ich
nehme das Schwert und die übliche Ausrüstung mit.“ Shade verstaute
alles an ihrem Körper. „So, kann’s losgehen?“ „Ja,
ich habe alles.“ Die
beiden machten sich auf den Weg zu der Höhle und traten sofort ein.
Tune entzündete eine Fackel und Shade folgte ihr in das Innere der Höhle.
Die erste Halle war ziemlich groß, aber dahinter fanden sie ein Gewirr
von Gängen. Sie folgten den Spuren ihrer Vorgänger, und Tune merkte
sich den Weg. Ab und zu lagen Knochen auf dem Boden und Insekten, und
Kleingetier flüchtete vor dem Licht der Fackel. Shade
ging voran, mit ihrem Schwert in der Hand, und Tune hielt sich mit der
Fackel dicht hinter ihr. Irgendwann verloren sich die Spuren der
Abenteurergruppe auf dem felsigen Boden und Tune und Shade suchten sich
ihren eigenen Weg. Sie liefen konzentriert durch das Gewirr der Gänge
und unterhielten sich nur wenig. Tune bemerkte, dass Shade grinste und
fragte: „Woran denkst du gerade?“ „Ich
dachte gerade an den Wirt.“ Sie imitierte seine Stimme und gab ihr
einen grausigen Klang: „Hinter jeder Ecke lauert der Tod.“ „Hast
Recht, dafür sind wir ziemlich weit gekommen.“ „Pass
auf!“ Shade schlich um eine Ecke und zerteilte die Luft mit ihrem
Schwert. „Der Tod wäre sicher überrascht!“ Tune
kicherte und das Fackellicht tanzte an den Wänden. Sie
folgten dem Gang, in dem sie sich befanden und ignorierten die
Abzweigungen und die Knochen auf dem Boden. Ab und zu sprang Shade um
eine Ecke und fuchtelte mit ihrem Schwert herum, was Tune jedes Mal zum
Lachen brachte. Ab und zu gab Shade auch noch Kommentare ab wie: „Ha,
ich hab dich.“ Im
großen und ganzen war die Unternehmung sehr unterhaltsam. Nach einiger
Zeit machten sie eine Pause und beschlossen die Höhle wieder zu
verlassen. Sie hatten außer verblichenen Knochen und rostigen Überbleibseln
nichts gefunden, also gingen sie den gleichen Weg zurück, auf dem sie
gekommen waren. Shade
verließ sich völlig auf Tune und schlug immer den Weg ein den Tune
ansagte. Als sie wieder einmal um eine Ecke sprang und mit dem Schwert
zuschlug, traf sie auf unerwarteten Widerstand. „Was...?“
Sie schlug gleich noch einmal auf das unsichtbare Wesen ein und auch
Tune hatte inzwischen ihren Dolch in der Hand. Auf einmal hörten sie
wie etwas zu Boden fiel und sahen den Körper eines alten Mannes auf dem
Boden liegen. Shade drehte ihn mit dem Fuß um und Tune beugte sich
hinab und legte ihre Hand an seinen Hals. „Er
ist tot.“ Stellte sie fest. „Wo
kam der denn her? Hast du ihn gesehen?“ „Nein,
ich sah ihn erst als er auf dem Boden lag. Er sieht nicht besonders nett
aus, oder?“ Shade
musterte das Gesicht des Mannes: „Nein, du hast recht, sein Gesicht
ist das eines grausamen Menschen.“ Shade durchsuchte seine Taschen. „Er
trägt nichts bei sich außer diesem Dolch, den er in der Hand hatte.
Lassen wir ihn hier liegen?“ Auf
einmal wurde Tune blass. „Was
ist?“ fragte Shade „Mir
kam da gerade so ein Gedanke. Vielleicht hat er die Besucher des
Labyrinths getötet.“ Sie wandte sich ab „...und
gegessen meinst du? Ein scheußlicher Gedanke.“ „Lassen
wir ihn liegen. Ich will so schnell wie möglich hier raus.“ Tune
rannte fast durch die schmalen Gänge und Shade blieb nichts anderes übrig
als ihr zu folgen. Auf einmal blieb Tune stehen. „Was
ist – ach du heiliger Drache!“ Beide
starrten auf die Überreste der Abenteuergruppe. Sie lagen auf dem
Boden, offensichtlich erstochen. Bei einigen waren die Stichwunden im Rücken,
was sogar Shade ein missbilligendes Schnauben entlockte. „Wer immer
das getan hat, war ein Feigling.“ „Ich
denke, das war der Typ von vorhin.“ Tune untersuchte die Leichen und
keuchte auf einmal auf: „Sie lebt noch.“ Shade
kniete sich hin und nahm die Hand der jungen Frau, während Tune in
ihrem Rucksack wühlte. Sie zog ein kleines Fläschchen hervor und flößte
der Frau ein paar Tropfen ein. Die Frau holte tief Atem und öffnete die
Augen. Tune legte eine Hand auf ihre Schulter und sagte: „Bleib erst
mal liegen.“ Dann untersuchte sie die Wunde. Es war ein sehr tiefer
Schnitt. Tune presste die Hand auf die Wunde und versuchte die Blutung
zu stillen. Shade
fragte: „Was ist passiert?“ „Jemand
hat uns angegriffen. Die anderen?“ „Tot.
Ich habe den Typen überrascht, er ist ebenfalls tot.“ „Wir
wissen nicht, wer er war.“ „Ich
werde jetzt gehen.“ Die Frau langte nach ihrem Schwert. Tune reichte
es ihr. Sie atmete noch einmal tief ein und starb. Im gleichen Moment
sahen Tune und Shade einen weißen Umriss aus dem Körper aufsteigen.
Tune sprang zurück und zückte ihren Dolch: „Was ist das?“ Tune und
Shade blickten der Wolke nach, die Richtung Ausgang davon schwebte. „Wollen
wir ihr folgen?“ „Nein,
lass. Was war das?“ „Das war eine Seele.“ „Oha,
der Winddrache.“ Stellte Tune fest. „Du hast den Tod getötet. Du wirst seine Stelle
einnehmen.“ „Der
alte Mann war der Tod?“ Die
Stimme des Drachen erklärte ihnen, dass der Tod gebraucht wurde, um die
Seelen dem Winddrachen zu übergeben. Shade war bald bereit, die Rolle
des Tods zu übernehmen, aber Tunes Begeisterung hielt sich in Grenzen. „Was
soll ich denn allein machen. Ich weiß nicht, ob man mit dem Tod
befreundet sein kann.“ „Ja,
du hast recht und was wird aus unserer Reise.“ „Aber ich brauche einen Tod. Du kannst auch deine
menschliche Gestalt behalten.“ „Ohne
Tune mache ich gar nichts.“ „Ihr könnt auch zusammen der Tod sein. Ist das ein
Vorschlag?“ „Welche
Vorteile hätten wir davon?“ „Ihr könntet die ganze Welt sehen.“ „Das
können wir so auch.“ warf Tune ein. „Ewiges Leben“ „Aber
der Tod ist tot.“ „Ewiges Leben ist keine
Unsterblichkeit, aber ihr behaltet euer Alter. Wenn ihr einen anderen
findet, der „Tod“ sein will, könnt ihr auch wieder zu normalen
Menschen werden.“ „Wie
sollen wir uns um jeden kümmern der stirbt? Ist das nicht sogar für
Zwei eine ganze Menge Arbeit?“ „Die meisten Seelen finden den
Weg von selbst. Ihr sollt nur einige einsammeln die sich verirrt haben
und einigen Menschen beim Sterben Gesellschaft leisten.“ „Einen
Augenblick bitte, Tune?“ Shade
und Tune beratschlagten einen Moment lang, dann waren sie sich einig. „In
Ordnung, wir sind einverstanden, der Tod zu sein, wir besorgen dir
jemand anderes, wenn wir keine Lust mehr haben. Und jetzt wollen wir
alles wissen, was für den Job wichtig ist.“ „Natürlich. Ich danke euch. Ich werde euch treffen
und euch alles erklären. Heute nacht, vor der Höhle?“ „Sicher.“
Tune grinste. Die Stimme verschwand aus ihren Köpfen, und Shade grinste
sie an: „Ich denke, das war der einzige berufliche Aufstieg, der für
eine Mörderin noch möglich ist.“ Tune
griff nach dem Arm ihrer Freundin und zog sie in den ersten Raum der Höhle.
Bis zum Abend sprachen sie noch einmal alles durch. Danach traten sie
vor die Höhle. „Meinst
du der heilige Drache wird persönlich kommen?“ fragte Tune als sie
vor die Tür traten. „Sicher.“ Der
Drache lag auf dem Platz vor der Höhle und erhob sich als er die beiden
Freundinnen sah. Die beiden blieben stehen und starrten den Drachen an.
Er war grau und seine Flügel waren eng an den Körper angelegt. Ein
Muster aus Wirbeln zog sich über seinen ganzen Körper, und wenn er
sich bewegte, sah es aus, als ob Wolkenfetzen über seinen Körper
glitten. Er war über 25 Schritt lang und der Gesamteindruck überwältigte
Tune und Shade. Er
schritt auf die beiden zu und legte sich dann wieder auf den Boden: „Kommt
her und gebt mir die Hand.“ Er
streckte seine riesige Klaue aus, und Tune und Shade traten näher und
legten ihre Hände darauf. Im gleichen Moment wussten sie alles über
den Tod, was für ihre spätere Aufgabe wichtig war. Tune
zog ihre Hand wieder zurück und sagte: „Ich wollte, das Lernen wäre
immer so einfach gewesen.“ Der
Drache schloss erst kurz die Augen und blickte ihr dann ins Gesicht:
„Nun wisst ihr alles. Zögert nicht mich zu fragen, falls etwas unklar
sein sollte, ich werde immer für euch erreichbar sein.“ „Was
ist unsere erste Aufgabe?“ „Setzt eure Reise fort und gewöhnt
euch an eure neuen Fähigkeiten. Wenn ich eure Dienste benötige, werdet
ihr es erfahren.“ Ventosus trat
einige Schritte zurück und breitete seine Flügel aus. Er sprang in die
Luft und flog eine Runde über dem Platz vor der Höhle, dann stieg er
in die Höhe und schließlich verschwand er hinter einer Wolke. Shade und Tune
gingen zu ihren Pferden und verstauten ihre Ausrüstung. Sie sprachen
lange Zeit kein Wort, bis Shade plötzlich sagte: „Das war es dann
wohl mit dem „Alten Mann“ als Tod.“ „Ja, die Welt
muss sich wohl eine neue Bezeichnung suchen.“ Sie lachte: „Alter
Mann ist nun wirklich absolut nicht treffend.“ Shade, froh darüber,
dass ihre Freundin wieder lachte, schwang sich auf ihr Pferd und erklärte
unter theatralischen Gesten: „Auf, auf, meine furchtlose Gefährtin,
wir haben eine Prinzessin zu retten.“ Tune dachte
noch etwas über den Namen nach: „Seelenklau möchte ich eigentlich
auch nicht genannt werden.“ „Ich
habe schon so viel gestohlen, warum nicht auch einige Seelen.“ Sie
folgten dem Weg und ritten eine ganze Zeit lang nebeneinander her und
durchquerten gerade ein kleines Dorf in Küstennähe, als Shade auf
einmal sagte: „Sag mal, träume ich oder ist das dort die Prinzessin,
die wir suchen?“ Tune
blickte in die Richtung, aber die Gestalt, die Shade gemeint hatte,
verschwand gerade um eine Ecke. „Ich konnte sie nicht erkennen, lass
uns nachsehen.“ Sie
trieben ihre müden Pferde an und ritten um die Ecke und sahen sich der
verloren gegangenen Prinzessin gegenüber. Tune und Shade erkannten sie
gleich. „Die Portraitmaler waren fähige Leute.“ Bemerkte Tune
leise, Shade nickte. Die Prinzessin drehte sich um: „Wer seid ihr?
Warum verfolgt ihr mich?“ „Wir
sind dem Aufruf des Königs gefolgt und suchen die Prinzessin, das
Schwert und ein Buch. Wie es aussieht haben wir zumindest eines davon
gefunden.“ „Ich
weiß nicht wovon ihr redet.“ „Prinzessin,
wir haben Bilder von euch gesehen und ihr benehmt euch auch nicht wie
ein Fischweib.“ Das
junge Mädchen sackte etwas zusammen und sagte dann: „Ich werde nicht
zurück in das Schloss gehen. Ich gebe euch das Schwert, wenn ihr mir
versprecht, mich nicht zu verraten.“ „Und
was ist mit dem Buch?“ „Das
werde ich behalten. Ich kann noch viel daraus lernen, und zuhause steht
es nur ungelesen in der Bibliothek herum.“ Die
Prinzessin drehte sich um und rauschte majestätisch in ein kleines
Haus. Tune und Shade stiegen von ihren Pferden und banden sie an ein dafür
vorgesehenes Gestell am Straßenrand. Dann folgten sie der Prinzessin.
Die Prinzessin lud sie ein, sich zu setzen, und bot ihnen etwas zu
trinken an. Tune fragte: „Warum seid ihr fortgelaufen?“ „Das
könnt ihr sicher nicht verstehen, aber ich hatte das Gefühl, in einem
goldenen Käfig zu leben.“ Shade
grinste: „Ich bin mir sicher, dass Tune dich versteht.“ „Außerdem
sollte ich jemanden heiraten, den ich nicht mag.“ „Und
hier in dieser Hütte lebt es sich besser als im Palast?“ „Nun,
es ist sicher anstrengender, aber ich bin bei dem Mann, den ich liebe,
und niemand schreibt mir vor, was ich zu tun habe. Außerdem bin ich die
einzige Heilerin in diesem Dorf.“ Die
Prinzessin beobachtete, wie Tune und Shade ihre Becher leerten. „Und
die einzige Giftmischerin.“ ergänzte Shade, die den Nachgeschmack des
Tees erkannte „Das war nicht nötig. Wir hätten dich nicht gegen
deinen Willen zum König gebracht.“ Shade stand auf und ging schnell
nach draußen. Tune
merkte, wie sie schlechter Luft bekam und dass ihr schwindelig wurde.
Sie erklärte: „Du weißt nicht wie gut ich dich verstehe. Auch ich
zog die Freiheit vor.“ Dann
entglitt ihr der Becher und sie sackte über dem Tisch zusammen. Die
Prinzessin näherte sich ihr gerade als Shade wieder das Haus betrat:
„Fass sie nicht an!“ Sie ging zu Tune und flößte ihr eine braune
Flüssigkeit ein. Nach
einigen Augenblicken schlug Tune die Augen wieder auf und sagte:
„Danke Shade, ich hatte noch nicht vor, ins Bett zu gehen.“ Dann
wandte sie sich an die Prinzessin: „Wenn du nicht ein bisschen netter
bist, überlege ich mir die Sache noch mal. Wir können dir helfen, aber
nicht wenn du versuchst uns zu vergiften.“ „Es
war nur ein starkes Schlafmittel, Tune!“ beruhigte Shade ihre
Freundin, „Nichts lebensgefährliches.“ „Woher
soll ich wissen, ob ich euch trauen kann?“ In
diesem Moment trat ein riesiger blonder Mann durch die Tür und fragte:
„Was ist denn hier los?“ Er
erfasste die Situation mit einem Blick und griff nach Shade, um sie vor
die Tür zu setzen. „So,
jetzt reicht es mir! Pfoten weg!“ Shade schlug seine Hände beiseite,
und der Mann fand sich einen Augenblick später auf dem Fußboden
wieder, wo Tune ihn so festhielt, dass er nicht aufstehen konnte. Ein
leises Röcheln ließ darauf schließen, dass das nicht gerade die
bequemste Position für den Riesen war. Tune
sagte zu der Prinzessin: „Hast du jemals die Geschichte von der
Prinzessin aus dem Nordreich gehört, die auch verschwunden ist?“ „Natürlich,
Agnes Mechthild Helewidis Ladina Evanthia, die kennt doch jeder.” Tune
verzog das Gesicht und Shade lachte: „Du kannst deinen Namen immer
noch nicht leiden? Er verhieß dir doch eine interessante Zukunft.“ „Für
mich klingt er nach schwarzer Vergangenheit.“ Tune suchte in ihrer
Tasche und fand ihr altes Sigel. Sie zeigte es der anderen Prinzessin.
„Traust du mir nun?“ „Ja.“
Die Prinzessin setzte sich an den Tisch, „ aber es tut mir nicht Leid.
Auch du bist sicher gekommen, um mich zurück zu holen, und ich werde
mich nicht von Fidelius trennen. Lass ihn endlich los!“ Shade
stieg von dem Riesen, behielt ihn aber im Auge. Er stellte sich in eine
Ecke, guckte böse und sagte nichts. Tune erklärte der Prinzessin, dass
sie zwar nicht abgeneigt wären, die Belohnung zu kassieren, aber dass
sie auch noch keine Prinzessin gegen ihren Willen nach Hause gebracht hätten.
Schließlich schlug Shade vor: „Wenn du uns das Schwert und einen persönlichen
Gegenstand gibst, den wir dem König zeigen können, schaffen wir es
vielleicht ihn glauben zu lassen, du wärst tot.“ „Dann
schickt er auch niemanden mehr auf die Suche nach dir, und du hast deine
Ruhe, wenn du dich nicht auffällig benimmst.“ Ergänzte Tune. „Das
ist kein schlechter Vorschlag. Was hältst du davon?“ Die
Prinzessin dachte offensichtlich angestrengt nach und lächelte dann:
„Ich denke, das ist eine gute Idee. Wartet kurz, ich hole das
Schwert.“ Sie
stand auf und rauschte zu einer Truhe, der sie ein ziemlich großes
Schwert entnahm. Sie schleppte es zum Tisch und schnaufte: „Ganz schön
schwer, ich weiß gar nicht, warum ich es mitgenommen habe.“ Tune
und Shade sahen sich an. Tune griff mit der linken Hand nach dem Schwert
und zog es mit der Rechten aus der Scheide. Sie schwang es probehalber
durch den Raum und sagte dann anerkennend: „Das ist ein sehr gutes
Schwert. Shade?“ Sie warf es Shade zu die es geschickt auffing und
auch ausprobierte. „Klasse,
ich wünschte, wir könnten es behalten.“ Als
sie das Gesicht der Prinzessin sah, fügte Tune schnell hinzu: „Aber
natürlich geben wir es zurück!“ „Ja
sicher.“ Shade ließ das Schwert wieder in die Scheide gleiten und
legte es auf den Tisch. Die
Prinzessin ging noch einmal zu der Truhe und holte ein blaues Kleid
heraus: „Dieses könntet ihr mitnehmen. Ich kann es hier sowieso nicht
tragen, es ist viel zu auffällig.“ Tune
und Shade nahmen das Kleid und das Schwert und verabschiedeten sich von
der Prinzessin. Sie verbrachten einen Tag am Meer und ritten dann zum König,
um ihm die „traurige Nachricht“ vom Tode seiner Tochter, das (mit Hühnerblut)
befleckte und zerrissene Kleid und das Schwert zu überbringen.
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