Gavin und die Amazone

Diese Geschichte ist noch in Arbeit! Lest sie und sagt mir ob sich ein Weiterschreiben lohnt. Die Kapitel haben nur Arbeitsüberschriften, damit ich bestimmte Textstellen schneller finde.

 

1. Kapitel
Ankunft

"Ich bitte euch Herrin, seht ihn euch doch noch einmal genau an, er ist erst neun Jahre alt und kräftig für sein Alter." Der Mann machte eine bittende Geste und verbeugte sich tief vor der Ausbilderin.
"Was kann er?" Die dunkelhaarige Frau bedachte den Jungen mit einem kritischen Blick.
Der Alte Mann senkte den Kopf und zählte auf: "Er kann alle Arbeiten die im Haushalt anfallen, Kinderpflege, Nähen, Rechnen und er kann gut mit Tieren umgehen. Ich bin mir sicher, er könnte auch dem Umgang mit einer Waffe erlernen."
"Nun das werden wir später prüfen. Hat er eine Grundausstattung dabei?"
"Ja hier." Der Alte hob eine Leinentasche hoch und reichte sie dann dem Jungen. "Hier mein Kleiner", er umarmte ihn, "ich wünsche dir Glück und ein erfülltes Leben, mögen die Göttlichen Drachen ein Auge auf dich haben."
Der Kleine drückte den Alten fest an sich und erwiderte ernst: "Und auf dich." Nach diesem kurzen Abschied schlurfte der Alte langsam davon und der Junge sah die kleine dunkelhaarige Frau erwartungsvoll an.
"Wie heißt du Junge?"
"Gavin, Sohn von Berenike, Herrin."
"Wir haben nur selten Jungen in deinem Alter hier, aber Evan wird schon einen Schlafplatz für dich finden. Du wirst später einer Amazone in der Ausbildung unterstellt und hast zu erledigen was sie dir aufträgt. Wenn du das Kriegshandwerk lernen möchtest, frag sie ob sie es dir beibringt. Nächste Woche, wenn du dich eingelebt hast, werden wir auslosen zu wem du kommst. Bis dahin kommst du mit Fragen zu mir oder wendest dich an Evan. Hast du noch Fragen?"
"Nein Herrin."
Die Ausbilderin musterte ihn noch einmal unauffällig. Berenikes Sohn also. Sie hatte von dem Tod der ehemaligen Amazone gehört. Berenike hatte nur diesen Jungen und keine Tochter, die das Anwesen erben konnte. Falls der Kleine jemals heiraten sollte, wird das Land an seine Frau fallen, überlegte sie, dann sah sie Evan. "Evan!" Der Diener kam sofort auf sie zu und verbeugte sich: "Ja Herrin?"
"Dieser Junge wird vorerst bei uns bleiben. Eine Woche lang kannst du ihn einsetzen wo du ihn brauchst, danach wird er verlost."
"Aber Herrin, er ist doch kein Mädchen."
"Nun, ich werde die Amazonen vorher fragen, ob es ihnen Recht ist. Weise ihm einen Schlafplatz zu, von mir aus im Stall und sag mir bescheid, falls es Probleme gibt."
"Ja Herrin." Evan verbeugte sich und sagte dann zu dem Jungen: "Komm mit." 
Er führte ihn einmal um den Palast und erklärte dabei: "Hier rechts ist die Küche, vielleicht wirst du mal zum Abwaschen bestellt oder musst deiner späteren Herrin etwas zu Essen holen, also sieh sie dir an. Wenn du mit einem Auftrag kommst, melde dich bei dem Koch, Olf. In diesem großen Gebäude neben der Küche wohnen die Bediensteten, die im Palast arbeiten, für dich ist aber momentan kein Platz mehr frei." Er bog nach links ab. "Und das hier ist die Unterkunft der Amazonen, auch 20 Soldaten wohnen hier und trainieren mit. Auf der anderen Seite des Gebäudes befinden sich der Übungsplatz und der kleine Auslauf für die Pferde. Das Gebäude geradeaus ist der Stall. Hier wird sich vorerst ein Schlafplatz für dich finden, komm mit hinein." 
Evan stieß die Tür auf und zeigte ihm die Boxen mit den besten Pferden des Reiches. Einige Boxen waren leer. Gavin holte zusammen mit Evan etwas Stroh und legte es auf den Sandboden der Box. Dann legte er seine Tasche dort ab und folgte Evan, der schon wieder auf dem Weg aus dem Stall war. 
"Dieses Gebäude beherbergt sowohl das Badehaus, als auch die Räume der Haushofmeisterin und der anderen hochgestellten Herrinnen. Ein Besuch im Badehaus kann dir sicher nicht schaden. Geh und wasch dich. Heute habe ich keine Aufgaben für dich, sieh dich noch einmal genau um, aber fall möglichst nicht auf. Morgen früh kannst du mir im Stall helfen, ich wecke dich dann." Gavin nickte und verbeugte sich kurz vor Evan, dann holte er ein frisches Tuch aus seiner Tasche und ging ins Badehaus.
Ein alter Mann gab ihm ein Stück Seife und eine Kelle und wies mit der Hand auf eine freie Kabine: "Die kannst du nehmen Jungchen."
"Mein Name ist Gavin."
"Das werde ich mir merken Jungchen, ich bin Hias. Soll ich das Tuch für dich waschen?" Er zeigte mit einem vernarbten Finger auf das staubige Tuch, dass Gavin um die Hüften trug und der sagte: "Ja bitte, das wäre nett." Und reichte es ihm. Dann legte er seine Goldketten ab und ging nackt zu der Waschkabine. Nach einigen Kellen kalten Wassers fühlte Gavin sich erfrischt. Er trocknete sich mit dem bereitliegenden Handtuch ab und ging zurück in den Stall. Beim Rausgehen verabschiedete er sich von Hias.


2. Kapitel
Die Wahl

Am nächsten Morgen weckte ihn Evan kurz nach Sonnenaufgang. Er reichte Gavin ein Stück Brot und wies auf einen abgedeckten Eimer in der Stallgasse: "In dem Eimer dort ist frisches Wasser, die Kelle hängt daneben. Wenn du aufgegessen hast, kannst du mir helfen die Pferde zu füttern und die Ställe auszumisten. Hast du schon mal mit Pferden zu tun gehabt?"
"Ja Evan. Meine Familie hatte einige Pferde." Mit etwas Wehmut dachte er an das Pferd seiner Mutter zurück. Es war ein prächtiges sandfarbenes Schlachtross gewesen. Es ließ sich nur von seiner Mutter und ihm anfassen und seine Mutter hatte ihn oft auf Wüstensterns Rücken gehoben, bevor sie krank wurde und starb.
"Hast du gehört?" Evans Stimme riss Gavin aus seinen Gedanken. "Ich sagte wir teilen den Stall auf, du betreust diese Reihe und ich die andere."
"In Ordnung Evan." Gavin schluckte den letzten Rest des Brotes hinunter und griff dann nach einem Futtereimer.
In der nächsten Woche war Gavin damit beschäftigt, die Arbeiten zu erledigen die Evan ihm auftrug. Er jätete die Küchengärten, goss die Blumen des Palastgartens und kümmerte sich um die Pferde der Amazonen. Ab und zu schlich er zum Übungsplatz und beobachtete die Waffenübungen. Er fing sich eine schallende Ohrfeige ein, weil er so fasziniert beim Training zugesehen hatte, dass er darüber vergessen hatte, den Pferdeauslauf zu schließen und einige Pferde das zur Flucht nutzen. Den Rest des Tages verbrachte er damit die Pferde wieder einzufangen und danach das gesamte Sattelzeug zu putzen. 
Zu den Mädchen, die die Amazonen versorgten hatte er kaum Kontakt. Sie mieden ihn und machten sich über ihn lustig, weil er so viel im Stall arbeitete und nach Pferd roch, doch das war ihm egal.

Agnes, die Ausbilderin, bereitete zwölf Tage nach seiner Ankunft die Wahl vor. Jede Amazone, der noch keine Anwärterin unterstellt war, wurde verpflichtet an der Wahl teilzunehmen. Die meisten waren nicht davon begeistert, einen Jungen auszubilden, aber sie mussten sich fügen, solange sie im Palast lebten. 
Wie es der Brauch verlangte, trug Gavin den tönernen Krug mit den Zetteln auf den Übungsplatz und sieben Amazonen traten vor. Eine redete kurz mit Agnes, die danach zustimmend nickte. 
Gavin hielt den Kopf während der Wahl gesenkt und hoffte, dass das Schicksal es gut mit ihm meinte. Schließlich hörte er eine Stimme fragen: "Gavin?" Er sah auf und blickte der Amazone ins Gesicht dann nickte er, "Komm mit, ich bringe dich zu deiner neuen großen Schwester."
Etwas verwirrt folgte Gavin ihr in die Unterkunft der Amazonen. Jede hatte einen eigenen Raum, den sie nach ihrem Geschmack einrichten konnte. Und dass ihre Geschmäcker unterschiedlich waren, konnte er durch die teilweise geöffneten Türen sehen. Schließlich richtete die Amazone wieder das Wort an ihn: "Ich habe heute stellvertretend gestimmt, denn Alinda ist krank. Ich stelle euch vor und sie entscheidet dann was mit dir geschehen wird und ob sie dich als Anwärter annimmt."
Gavin stolperte und prallte gegen die Amazone. Sie fing ihn auf und sagte zu ihm: "Keine Sorge, ich bin mir sicher, sie wird dich annehmen und fair behandeln." Dann klopfte sie an eine Tür und trat im gleichen Moment ein. 
"Alinda, bist du wach?"
"Ja Xanara, komm ruhig herein. Wen hat die Wahl getroffen?
"Dich."
"Oh. Und wo ist er?"
Xanara sah sich um. "Er steht wohl noch auf dem Flur. Sein Name ist Gavin."
"Gut, schick ihn rein und lass uns allein, damit wir uns kennen lernen können. Ich nehme die Wahl an."
"Du hast eine Woche Zeit für diese Entscheidung, sie wird erst am nächsten Neumond erwartet."
"Ach, das wusste ich noch nicht, aber ich denke nicht, dass ich meine Meinung ändern werde. Danke dass du mich vertreten hast."
"Gern geschehen, sie zu dass du wieder gesund wirst. Gavin komm endlich herein." Xanara schob Gavin durch die Tür und schloss diese hinter ihm.
Gavin stand in dem abgedunkelten Zimmer und sah sich um. Aus einer Ecke ertönte eine ungeduldige Stimme: "Nun komm endlich näher, damit ich dich richtig sehen kann." 
Gavin gehorchte sofort, konnte die Amazone aber immer noch nicht sehen.
"Ah, so ist es besser. Erzähl mir ein wenig von dir. Woher kommst du? Warum bist du hier und was erwartest du von mir? Du kannst dich dort auf den Stuhl setzen."
Gavin überlegte und antwortete dann: " Ich bin der Sohn von Berenike, einer ehemaligen Amazone. Mein Vater war ein Krieger der Sonne und starb schon vor meiner Geburt, meine Mutter starb vor einem Monat, nachdem sie schon lange krank gewesen war. Andere Verwandte habe ich nicht. Ich wollte meinen ererbten Besitz nicht verlieren und solange ich hier der Königin diene, wird er für mich verwaltet. Ansonsten hätte ich heiraten müssen und einige Nachbarn haben auch schon angefangen darauf zu drängen. Mir ist keine andere Möglichkeit eingefallen mich und mein Gut zu schützen. Von euch erwarte ich nichts Herrin, ich möchte bloß euer Diener sein."
"Ich bin mir sicher, dass du mich gut unterstützen wirst. Wie alt bist du?"
"Neun Herrin."
"Möchtest du den Umgang mit Waffen lernen?"
"Wenn ihr mich für…"
"Machs kurz, ja oder nein?"
"Ja Herrin."
"Gut, dann hilfst du mir und ich bringe dir dafür bei, was ich weiß. Diese Woche werde ich allerdings noch im Haus bleiben müssen."
"Herrin?"
"Ja?"
"Darf ich fragen warum?"
"Oh, sicher. Ich habe einen Sonnenbrand und kann mich kaum bewegen."


3. Kapitel
Große Schwester Alinda

Gavin war auf dem Weg in die Küche. Er hatte sie immer noch nicht richtig gesehen, aber ihre Stimme klang angenehm. Alinda hatte ihm aufgetragen eine große Kanne voll Tee zu holen und Gavin fragte sich, ob sie wohl Tassen auf ihrem Zimmer hatte, denn davon hatte sie nichts gesagt. 
Er ließ sich von Olf einen riesigen Krug Kamillentee geben, steckte vorsorglich eine Flasche Honig vorne in sein Tuch und schleppte die Kanne dann zu Alinda. Er zählte die Türen ab und klopfte dann an. Nach ihrem Herein drückte er die Klinke mit dem Ellenbogen nach unten und suchte einen Platz für die Kanne. Dann fragte er: "Ich wusste nicht ob ihr Honig zu eurem Tee wollt, Herrin, darum habe ich welchen mitgebracht."
Alindas Lachen erfüllte das Zimmer, dann sagte sie: "Tu mir den Gefallen und lass etwas mehr Licht herein und dann bring mir bitte den Tee, es ist doch Kamillentee, oder?"
"Ja Herrin." Gavin schob das Tuch vor dem Fenster zur Seite und trug den Krug zu Bett hinüber. Jetzt konnte er sie zum ersten Mal richtig sehen. Sie hatte Sandfarbenes Haar und sehr helle Haut. Über ihren Armen, Schultern und Beinen lagen Leinentücher. 
Alinda nahm vorsichtig ein Tuch von ihrem Arm und legte es in eine große Schale neben dem Bett, dabei fragte sie: "Möchtest du etwas Tee? In dem Schrank dort stehen die Tassen, mir kannst du auch eine mitbringen." 
Gavin sprang auf und holte die Tassen und zwei Löffel.
"Sie her." Alinda hielt ihren Arm ins Licht und Gavin erschrak. Er hatte ja selbst schon mehrere Male Sonnenbrand gehabt, aber seine Haut war nicht aufgerissen gewesen und geblutete hatte er auch nicht. 
"Mit dem Kamillentee werde ich die Tücher tränken. Sie kühlen meine Haut und beugen Entzündungen vor."
Gavin nickte. Das erklärte auch die große Menge Tee. Er überlegte: "Etwas Öl wäre sicherlich auch nicht schlecht. Ich bin gleich wieder da." Er rannte in die Küche und ließ sich einige Handvoll Nüsse und einen Mörser geben, dann lief er zurück.
"Kannst du mir bitte erst helfen die Tücher aufzulegen?", fragte Alinda
"Ja Herrin." Gavin wusch sich erst die Hände in der Waschschüssel und legte dann die feuchten Tücher vorsichtig auf Alindas Beine und Arme.
"Ich danke dir. Was hast du da geholt?"
"Nüsse, man kann sie schälen und zu einem Brei zerquetschen, der könnte euch etwas helfen." 
Er machte sich gleich an die Arbeit und Alinda beobachtete ihn. Er arbeitete konzentriert und mit einer Sorgfalt, die sie noch nie bei einem Kind gesehen hatte. Hin und wieder wischte er sich seine dunkelbraunen Haare aus dem Gesicht, dann stampfte und rieb er weiter.
"Wo schläfst du eigentlich? Hat man dir ein Quartier zugewiesen?"
"Nein Herrin, ich schlafe in einer leeren Box im Stall."
"Na das muss ja wohl nicht sein. Du holst nachher deine Sachen, gehst danach ins Badehaus und dann schläfst du hier, das stört dich doch nicht?"
"Nein Herrin."
"Und, ich bitte dich, hör endlich auf mich Herrin zu nennen, das ist ja nervtötend. Hier nennt man mich Alinda. Du kannst auch große Schwester zu mir sagen, schließlich habe ich dich als Anwärter angenommen."
"Ja Herr… - äh Alinda."


4. Kapitel
Der erste Abend als Anwärter

Alindas Haut entspannte sich spürbar, als Gavin sie mit dem Nussöl einrieb. Er war sehr vorsichtig, aber Alinda musste trotzdem die Zähne zusammenbeißen. Gavin verschwand um seine Sachen zu holen und kurze Zeit später stand Xanara in der Tür.
Sie fragte: "Wie geht es dir? Kommst du mit dem Kleinen klar?"
"Ja sicher, der ist sehr zuvorkommend. Er hat mir sogar Honig mitgebracht als ich ihn zu Tee holen schickte."
Xanara zog eine Braue hoch und lachte dann: "Du kannst ja mal versuchen dich damit einzureiben."
"Das brauche ich nicht mehr, sieh mal, er hat mich mit Öl eingeschmiert. Wahrscheinlich schüttelt er mir nachher noch meine Kissen auf." Alinda grinste. Dann sagte sie ernst: "Er ist ein lieber Kerl, sei nett zu ihm und hab ein Auge auf die Mädchen, solange ich noch nicht aufstehen kann."
"Na klar. Kann ich noch etwas für dich tun?"
"Hmm, kannst du eine Matratze organisieren? Er wird hier bei mir schlafen und ich habe noch nicht einmal eine zweite Decke."
"Ich werde Mira losschicken eine zu besorgen. Sie ist nicht so gerissen wie du, aber recht brauchbar." Xanara zwinkerte ihr zu und verließ dann das Zimmer. Kaum war sie gegangen klopfte es wieder an der Tür.
"Herein!" rief Alinda und Agnes betrat den Raum.
"Wie geht es dir Alinda?"
"Solange ich mich nicht bewege, geht es mir gut. Das Fieber ist weg."
"Das ist gut. Kann ich mal sehen?" Agnes lüftete eins der Tücher und betrachtete die aufgesprungene Haut. "Es sieht immer noch nicht besonders gut aus. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich dich nicht mitmachen lassen."
"Ich wollte es ja auch, dass mir die Sonne so zusetzt, konnte ja niemand ahnen."
"Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass morgen endlich die Heilerin kommt. Sie hat sicher ein Mittel, dass deiner geschundenen Haut hilft. Nächste Woche kannst du dann wieder am Training teilnehmen. Wo ist eigentlich der Junge?"
"Gavin ist im Badehaus. Ich habe ihn angenommen. Er ist nett."
"Nun ja, dann untersteht er deinem Kommando, du kannst mit ihm tun was du willst. Wirst du ihn in die Kriegskunst einführen?"
"Ja, aber erst wenn ich mich wieder bewegen kann."
Agnes lachte: "Natürlich." Als sie ging kam Mira mit einer Decke und einem Kissen herein, ihr folgte Xanara, die eine Matratze trug. "Wohin?" fragte sie.
"Da rechts ist noch en Plätzchen frei. Toll dass ihr das so schnell besorgen konntet."
"Ich habe einfach Evan gefragt. Er scheint den Jungen zu mögen."
"Genug geredet Mira, hol uns das Abendessen. Wir essen hier zu viert."
"Ja große Schwester." Mira schloss die Tür leise hinter sich und Xanara Stellte den Tisch näher ans Bett und schob die Sitzkissen davor.
"Wie macht sie sich?"
"Sie erledigt alles was ich ihr auftrage, aber sie kann noch nicht besonders gut mit einem Schwert umgehen." Xanara seufzte: "Mit dir hatte ich es leichter."
"Nun, ich hatte ja auch schon früher mit meinen Brüdern geübt und Kämpfen lernen war mein erstes Ziel."
"So? Und was machst du als nächstes?"
Anderen Kämpfen beibringen und nebenbei lernen, es gibt noch so viele Dinge die ich wissen will. Oh, da kommt Gavin."
Gavin dachte erst er hätte sich in der Tür geirrt, doch dann erkannte er Xanara und Alinda. "Soll ich was zu essen holen?"
"Schon erledigt, darf ich vorbei?" Mira drängte sich an ihm vorbei in den Raum und Gavin fing einige Brötchen auf, die vom Tablett fielen.
Mira erklärte ihm: "Wir essen fast jeden Abend zusammen."
"Ja Gavin, setz dich auf eines der Kissen und nimm dir was du magst." Alinda zeigte auf das Bett und sagte: "Ab sofort schläfst du dort. Deine Sachen kannst du in diese Truhe legen."
"Danke." Gavin setzte sich an den Tisch und beobachtete die anderen unauffällig. Xanara hatte sich neben Alinda gesetzt und fütterte sie mit Brot und Suppe, ihre Schmerzen waren wohl doch größer als sie zugab. Mira erzählte was sie an dem Tag gelernt hatte und wie es den anderen Anwärterinnen ging. Nach dem Essen räumte sie den Tisch ab und trug das Geschirr zurück in die Küche. Gavin wollte ihr helfen, aber sie lehnte ab und sagte: "Morgen kannst du alles holen. Wir wechseln uns ab, ja?"
"Ist gut. Bis Morgen Mira." Gavin wandte sich an Alinda: "Brauchst du noch etwas? Ansonsten würde ich jetzt ins Bett gehen."
"Nein, schlaf ruhig. Xanara leistet mir noch ein wenig Gesellschaft."
Gavin legte sich hin und schlief sofort ein. Von dem Gespräch zwischen Xanara und Alinda hörte er nichts mehr.


5. Kapitel
Neue Aufgaben

Gavin erwachte bei Sonnenaufgang. Er schlang sein Tuch um die Hüften und holte sofort Frühstück. Als er zurückkam schlief Alinda noch und er beschloss im Stall zu helfen und zwischendurch nach Alinda zu sehen. 
Evan freute sich über seinen Besuch und die Hilfe und zeigte ihm Alindas Pferd. Gavin hatte es schon vorher gesehen und sich gewundert woher es kam. Es passte nicht zu den anderen edleren Pferden. Er fragte Evan: "Kann es besonders schnell laufen?"
"Nein."
"Hoch springen?"
"Nicht dass ich wüsste."
"Ist es ein ausgebildetes Schlachtross?"
"Nein."
"Hat sie es wegen der Sanftmütigkeit ausgesucht?"
"Sanftmütig? Ha! Das Vieh ist hinterhältig, tritt und beißt. Ich weiß nicht, wie sie daran gekommen ist, aber normalerweise kommt sie jeden Tag vorbei und reitet es."
"Wie heißt es denn?"
"Es heißt "Pferd", aber frag mich jetzt bloß nicht warum. Wenn du ihr Anwärter bist hast du dich um das störrische Vieh zu kümmern, also sieh zu wie du klar kommst. Wenn du Hilfe brauchst, ruf mich einfach."
"Ja Evan."
Gavin schlich sich mit etwas Futter in der Hand in die Box und striegelte das Pferd. Er kämmte die Mähne und säuberte die Hufe. Das Pferd zeigte keinerlei Hinterhältigkeit. Als er fertig war füllte er den Wassertrog auf und ging sich schnell im Badehaus waschen. Dann ging er zurück zu Alinda. 
Als er das Zimmer betrat war sie bereits wach. "Warst du im Stall?"
"Ja Alinda. Ich habe mich um dein Pferd gekümmert."
"Und du hast es überlebt?" Sie lachte und fragte dann: "Hast du schon gefrühstückt?"
"Nein, aber ich habe es schon geholt. Was möchtest du?"
"Brot und etwas Obst." 
Gavin schnitt alles in mundgerechte Stücke und fütterte Alinda. Zwischendurch aß er selbst etwas. Als sie fertig waren fragte er: "Was soll ich heute machen?" 
"Wenn du Lust hast kannst du Evan helfen. Er freut sich bestimmt darüber. Hier wäre es dir sicher zu langweilig. Ich kann mich immer noch kaum rühren. Zwischendurch kannst du ja mal vorbeikommen und meine Tücher neu tränken. Ach ja - wenn die Heilerin kommt, sieh zu dass du auch hier bist. Ich möchte nicht mit ihr allein sein."
"Ich helfe Evan gern. Aber nach dem Mittagessen leiste ich dir Gesellschaft. Ich stelle es mir zermürbend vor den ganzen Tag im Bett zu liegen."
"Das ist es auch. Gavin sag mal, hast du eine Erstausstattung?"
"Ja, ich habe sie mitgebracht."
"Dann zieh zumindest die Hose schon mal an. Gewöhne dich an das Gefühl und versuche ein Spagat zu machen. Wenn du schon ein Privileg hast, solltest du es auch nutzen. Die Ketten kannst du in eine der Truhen legen. Krieger tragen keinen Schmuck."
"Wie du meinst Alinda." Gavin zog die schwarze Leinenhose an und versuchte noch im Zimmer ein Spagat zu machen. Es stellte sich heraus dass er wohl noch etwas üben musste. Nach diesem erfolglosen Versuch machte er sich auf den Weg zu Evan und bot ihm noch mal seine Hilfe an. 
Evan schickte ihn Wasser holen und so schleppte er den ganzen Vormittag Wasser vom Brunnen zu den Beeten und goss das Gemüse und die Kräuter, bis er auf einmal eine fremde Frau mit einer großen Tasche sah. Er stellte die Eimer ab und lief zu Alinda.
"Hallo Alinda, ich glaube die Heilerin kommt, was soll ich tun?"
"Setz dich einfach an den Tisch und schneide etwas Obst klein. Was hast du den Vormittag über gemacht?"
"Ich habe die Beete bewässert."
"Was? Alle Beete?"
"Ja, war viel Arbeit, aber ich bin grade fertig geworden."
In diesem Moment klopfte es an der Tür.
"Öffne bitte Gavin." 
Gavin sprang auf und öffnete die Tür. Die Heilerin trat ein und verbeugte sich vor Alinda. "Wie kann ich euch helfen Herrin?"
"Meine Haut ist von der Sonne verbrannt und schmerzt."
Die Heilerin trat näher und entfernte ein Tuch von Alindas Arm. Gavin beobachtete sie und vergaß darüber das Obst klein zu schneiden.
"Das ist vier Tage her?" Alinda nickte. "Die Tücher mit dem Kamillentee waren eine gute Idee, was ist das?
"Nussöl."
"Auch gut. Ich mische dir eine Salbe, die deine Haut weicher machen wird und dafür sorgt dass sie abheilt. Du solltest sie drei Mal am Tag auftragen und viel trinken, dann kannst du nächste Woche wieder am Training teilnehmen. Bewegen solltest du dich die nächsten zwei Tage noch nicht, danach kannst du aber wieder aufstehen. Was wirst du machen, wenn du nicht am Training teilnehmen kannst?"
"Ich liege hier herum und warte dass es mir besser geht. Gavin hilft mir und bringt mir was ich brauche."
"Ich habe eine Gruppe verletzter Soldaten zu betreuen und könnte Hilfe gebrauchen. Du scheinst schon etwas Erfahrung in Krankenpflege zu haben, würdest du mich unterstützen?"
"Wenn Gavin ebenfalls mitkommen kann und die Ausbilderin es erlaubt, helfe ich gerne."
"Gut, ich werde sie fragen." Sie sah sich nach Gavin um. "Kann er mich begleiten? Dann gebe ich ihm gleich die Salbe mit."
"Findest du wieder zurück?"
"Ja Alinda."
"Gut, dann begleite sie und bring auf dem Rückweg etwas zu Essen mit."

Gavin folgte der Heilerin. Agnes war damit einverstanden Alinda freizustellen und Gavin freute sich darüber. Es würde sicherlich eine interessante Erfahrung werden. Auf dem Weg zum Haus der Heilerin, prägte sich Gavin einige Wegmarken ein, damit er ohne Probleme wieder nach Hause finden könnte. Er wartete vor der Tür bis die Heilerin erschien und ihm einen großen Tiegel in die Hand drückte. "Hier bitte und nun lauf zu deiner pflegebedürftigen Herrin. Bis bald." Gavin verbeugte sich tief und rannte dann zurück zum Palast. Er holte in der Küche etwas Suppe und brachte sie mit einer Kanne Melonensaft zu Alinda. Vor dem Essen cremte er sie ein und erzählte ihr dabei dass Agnes einverstanden war. Als er mit der Cremerei fertig war atmete sie auf. 
"Es tut mir Leid, ich wollte dir nicht wehtun."
"Wenn die Haut nicht eingecremt ist, fühlt es sich noch schlimmer an. Außerdem bin ich eine Amazone, das bisschen Schmerz halte ich schon aus."
Nach dem etwas verspäteten Mittagessen lief Gavin noch einmal in den Stall um nach dem Pferd zu sehen. Er steckte ihm ein Stück Obst zu und tätschelte seinen Hals. Dann ging er zurück zu Alinda.
Von ihr bekam er seine erste Stunde in körperlicher Ertüchtigung. Nach den Kniebeugen, Liegestützen und Dehnübungen bekam er Hunger und ging los, um das Abendbrot zu holen. Als Mira und Xanara kamen war der Tisch bereits gedeckt. Nachdem er den Tisch abgeräumt hatte ging Gavin ins Bett. Xanara und Alinda unterhielten sich noch.
"Hast du gehört, dass ich die Heilerin unterstützen soll. Sie scheint ja viel zu tun zu haben."
"Hast du es nicht gehört? Eine Gruppe Bewaffneter aus dem Mittelreich hat versucht eine Karawane zu überfallen. Die Schwarzen haben sie zurückgehalten, aber die Angreifer waren in der Überzahl und viele Krieger starben oder wurden verletzt."
"Ich erfahre hier wohl gar nichts mehr. War jemand dabei den ich kannte?"
"Ich weiß es nicht. Wie geht es deiner Haut?"
"Etwas besser, die Salbe wirkt schmerzlindernd. Hilfst du mir eben? Gavin schläft schon und ich sollte noch etwas davon auftragen bevor ich ebenfalls einschlafe. 


6. Kapitel
Bei der Heilerin

Alindas Schmerzen ließen in den nächsten Tagen nach und die Haut an ihren Armen platze auch nicht mehr bei jeder Bewegung auf. Gavin half Evan und leistete zwischendurch Alinda Gesellschaft. Jeden Abend erweiterte Alinda sein Training etwas und obwohl er sich nach dem ersten Training steif und verkrampft gefühlt hatte, merkte er, dass er beweglicher wurde.
Am dritten Tag nach dem Besuch der Heilerin ließ sich Alinda von Gavin eincremen und zog danach vorsichtig ihre Uniform an. Wie alle Amazonen trug sie ein Hemd und eine Hose aus weißer Seide und darüber ein eng anliegendes Übergewand aus gebleichtem Leder. Sie legte die ledernen Armschienen an und gürtete ihr Schwert um, dann warf sie einen prüfenden Blick auf Gavin.
"Zieh dein Hemd an Anwärter und dann zeig mir den Weg." 

Gavin führte Alinda zu dem Haus der Heilerin. Die Menschen auf der Straße traten respektvoll zur Seite, denn sie erkannten die Amazone der Königin an ihrer Kleidung. 
Die Heilerin zeigte ihnen die Krankenstube und Alinda zog einen Kittel über ihre weiße Kleidung. Fünfzehn Männer lagen verletzt auf den Pritschen und einige stöhnten oder halluzinierten.
"Was sollen wir tun?"
"Gavin könnte den Männern Wasser anbieten und ihnen beim Trinken behilflich sein und du kannst mir beim Wechseln der Verbände helfen."
"In Ordnung." Alinda warf einen Blick in die Runde und fragt Gavin: "Worauf wartest du?"
"Herrin, soll ich erst zum Brunnen laufen oder habt ihr Wasser im Haus?"
"Sie bekommen abgekochtes Wasser, einen Moment. FERAN!" Sie rief laut und mit durchdringender Stimme. Ein Mann stolperte die Treppe hinunter und sah sie fragend an.
"Feran ist das Wasser gekocht? Und wo sind die sauberen Verbände?"
"Ich bringe sie dir gleich, Anbetungswürdige."
"Das war mein Mann. Zur Krankenpflege ist er überhaupt nicht geeignet, aber er wäscht die gebrauchten Verbände und kocht sie danach aus. Außerdem bereitet er die Mahlzeiten zu."
Feran kam einen Augenblick später mit einem Eimer Wasser und einem Stapel Verbänden wieder die Treppe herunter. Gavin lief ihm entgegen und nahm ihm den Eimer ab. 
"Danke Kleiner, Herrin, würdet ihr mir die Bandagen abnehmen? Ich habe das Essen auf dem Herd."
Alinda kam seiner Aufforderung nach und legte die Verbände auf ein Tischchen.

Alinda und die Heilerin waren den ganzen Tag damit beschäftigt Verbände zu wechseln und Arzneien zu verabreichen. Die Heilerin erklärte ihr die Wirkungsweise der Drogen und in welcher Zusammenstellung sie ihre Wirkung am besten entfalteten. Alinda hörte aufmerksam zu und bemerkte, dass auch Gavin genau aufpasste, damit ihm nichts entging.
Als sie am Abend nach Hause gingen waren beide erschöpft. Alinda verschwand im Badehaus und Gavin sah nach "Pferd". Danach wusch er sich ebenfalls und trottete müde zu seiner Unterkunft. Als er die Tür aufmachte, sah er, dass Xanara und Mira mit dem Essen auf sie gewartet hatten, doch obwohl er Hunger hatte, wollte er nur ins Bett und schlafen. 
Xanara machte sich nach dem Essen über ihn lustig: "Gavin, setz dich grade hin und lass dich nicht so hängen. Alinda hat vorhin schon erzählt was ihr heute gemacht habt. Von dem bisschen Wasserschleppen kannst du doch nicht so erschöpft sein. Außerdem werdet ihr doch bestimmt noch die Trainingsstunde nachholen, oder?"
Gavin zog den Kopf ein und sackte zusammen: "Natürlich Herrin." Mira grinste. Alinda lächelte, räumte den Tisch ab und sagte zu Xanara: "Ich bin auch müde, morgen Abend kommen wir etwas früher und berichten was wir erlebt haben. Gute Nacht."
Xanara schob Mira mit dem Tablett durch die Tür und sagte: "Schlaft gut, bis morgen."
Gavin stand auf und begann mit den Lockerungsübungen die Alinda ihm gezeigt hatte. Alinda cremte sich in der Zwischenzeit ein und beobachtete ihn dabei. Schließlich sagte sie: "Gavin, komm her und setz dich zu mir." Er kam der Aufforderung nach. "Willst du heute trainieren oder lieber ins Bett?"
Gavin senkte den Kopf und flüsterte: "Ins Bett."
Alinda atmete erleichtert durch: "Zum Glück, ich dachte schon du bestehst auf dein Training. Hast du Muskelkater?"
"Ein wenig."
"Leg dich auf dein Bett, heute massiere ich mal dich." Gavin schlief ein, während Alinda ihm den Rücken massierte und auch Alinda schlief ein, bevor ihr Kopf das Kissen berührte.


7. Kapitel
Viel zu tun

Am nächsten Morgen erwachte Alinda kurz vor Sonnenaufgang. Sie zog sich leise an und ging zu ihrem Pferd. Es wieherte als sie den Stall betrat und sie ging schnell zu ihm, bevor es noch lauter werden konnte. Einige Handvoll Hafer und ein altes Stück Kuchen wanderten zwischen die kräftigen Kiefer. Alinda besorgte sich eine Bürste und striegelte ihr Pferd. Während sie ihm die Hufe auskratzte knabberte der Wallach wie immer an ihrer Hose. Sie drehte sich um und sagte: "Ich habe es dir schon tausend Mal gesagt, lass das Pferd!" Dabei gab sie ihm einen leichten Klaps auf die Nase. 
Das Pferd schnaubte und beschnüffelte sie dann, auf der Suche nach versteckten Leckereien. Sie gab ihm das Stück Brot, bevor er ihre Tasche zerbeißen konnte und tätschelte ihm den Hals, dann sah sie sich um.
Wunderschöne feurige Pferde mit langen, seidigen Mähnen und edlen Köpfen standen in den anderen Boxen und sahen sie mit treuen Augen an. 
Sie warf noch ein Blick auf ihr Pferd. Strohige Mähne und Schweif, ein dicker Bauch und ein riesiger Kopf. Sie tätschelte ihm zum Abschied noch mal den Hals und ging dann zur Küche, um das Frühstück zu holen.

Als sie die Tür öffnete erwachte Gavin. Er blinzelte ins Licht und sagte dann fast vorwurfsvoll: "Du hättest mich wecken können, dann hätte ich das Frühstück geholt."
"Du hast noch fest geschlafen und inzwischen kann ich mich schon wieder ganz gut bewegen. Außerdem bin ich schon länger wach. Beeil dich mit dem Frühstück, heute morgen werden wir etwas Trainieren, bevor wir uns auf den Weg zur Heilerin machen."

Sie waren gerade bei der Heilerin angekommen, als ein aufgeregtes kleines Mädchen das Tuch vor der Tür beiseite schob und heulte: "IchsollausrichtendieWehenhabeneingesetztundmeineMamaschreit."
"Oh, dass ist zu früh. Alinda, ich muss zu einer Geburt, kann ich dich hier allein lassen? Feran werde ich brauchen."
"Geht ruhig, Gavin wird mir helfen die Verbände zu wechseln, er hat gestern gut aufgepasst."
"Nun dann bis später. FERAN BRING MIR MEINE TASCHE und beeil dich gefälligst!"

Gavin ging Alinda beim Verbände wechseln zur Hand und kochte nebenbei das Mittagessen. Sie waren gerade dabei die Soldaten zu versorgen, als ein Mann mit einem schreienden kleinen Mädchen auf dem Arm hereinkam und um Hilfe rief.
Alinda war sofort an seiner Seite: "Was ist geschehen?"
"Sie ist von einer Mauer gefallen und auf einem Stein gelandet. Ich habe sie sofort hergebracht. Die Göttlichen Drachen mögen mir beistehen, ihre Mutter wird mich umbringen." Dann sah der Mann das Blut auf seinem Arm und erbleichte.
"Gavin bring in zu der Bank vor der Tür, dort soll er warten." Alinda griff sich das immer noch schreiende Mädchen und setzte es auf einen Tisch. "Wie heißt du?"
Die Kleine schluchzte: "Ehehehehelihihihianehehehe."
"Ah ein schöner Name, du wurdest nach der Königin benannt. Wo tut es denn weh?"
"Dahahaha!" die Kleine wies mit der linken Hand auf ihren rechten Arm. 
Gavin, der inzwischen zurück war, begutachtete die Stelle und sagte: "Ich nehme an, es ist kein besonders gutes Zeichen wenn ich den Knochen sehen kann, oder?"
"Das ist nicht so schlimm. Hol mir was von dem Tee, den die Soldaten bekommen und was zum Schienen und Bandagen. Los beeil dich."
Alinda untersuchte die Kleine und zog ihr, trotz des Protestgeschreis das Hemd aus, aber bis auf den offenen Bruch am Arm konnte sie keine Verletzungen finden. Als Gavin wieder da war, flößten sie dem Mädchen etwas von dem Tee ein und wuschen dann die Wunde mit dem Rest aus. Gavin hielt sie fest, während Alinda den Knochen richtete und danach die Wunde verschloss. Eliane brüllte wie am Spieß, obwohl sie durch den Tee eigentlich kaum noch Schmerzen hatte. 
"Sag dem Mann vor der Tür, dass wir sie hier behalten, bis die Heilerin sie gesehen hat. Und du kleiner Schreihals bekommst ein Bett neben den Soldaten. Los, komm auf meinen Arm." Alinda trug Eliane zu einem freien Bett und deckte sie zu. "Wenn du dich nicht bewegst, tut es auch nicht mehr weh." Gavin brachte Eliane noch einen Becher Tee und nachdem sie den getrunken hatte, schlief sie ein.
Gavin fiel auf einmal ein, dass das Essen auf dem Herd stand und er rannte hin um zu retten was zu retten war. 


Alinda machte eine Runde. Ein Soldat, der die ganze Zeit über geschlafen hatte, regte sich zum ersten Mal. Sie ging zu ihm und nahm seine Hand.
"Wo bin ich?" fragte er.
"In Jarlath, wie geht es dir?"
"Ich kann nichts sehen."
"Du musst de Augen aufmachen."
"Geht nicht.", stellte er fest.
Alinda griff nach einem Stück Stoff und befeuchtete es mit etwas Wasser aus dem Eimer: "Erschreck dich nicht, ich wasche dir dein Gesicht. Wahrscheinlich hast du noch Wüstensand in den Augen." Vorsichtig spülte sie ihm den Sand aus den Augen. "Und? Besser?"
"Ja, ich danke dir. Wie lange habe ich geschlafen?"
"Wenn du seit dem Angriff nicht wach warst, vier Tage. Wie fühlst du dich?"
"Ich habe Kopfschmerzen und Hunger."
"Gut, dann verordne ich dir Tee gegen die Kopfschmerzen und Mittagessen gegen den Hunger."

Der Rest des Tages verlief ereignislos. Alinda und Gavin versorgten die Kranken und als die Heilerin kam, waren sie grade dabei das Geschirr abzuwaschen. 
"Habt ihr noch etwas zu Essen für eine alte Heilerin und ihren Mann?"
Gavin grinste und holte die beiden vorbereiteten Teller hervor. "Gab es was besonderes als ich fort war?"
Alinda erzählte: "Nur ein Mädchen mit einem offenen Oberarmbruch und der Soldat im dritten Bett ist aufgewacht."
Die Heilerin legte ihre Gabel zur Seite und wollte aufspringen: "Wo ist das Mädchen?"
"Essen sie erst einmal etwas, die Kleine schläft sowieso noch. Ich habe den Bruch versorgt so gut ich konnte."

Als die Heilerin aufgegessen hatte und gerade das Mädchen untersuchte, fragte sie Alinda: "Hast du so etwas schon mal gemacht?"
"Nein, habe ich etwas falsch gemacht?"
"Nein, du hast das sogar richtig gut gemacht. Besser hätte ich es auch nicht gekonnt. Habt ihr die Wunde mit Tee ausgespült?"
"Ja."
"Wirklich gut. Und den Soldaten geht es auch besser. Hast du schon mal daran gedacht Heilerin zu werden?"
"Nein."
"Dann solltest du das tun. Geht jetzt am besten nach Hause, es war ein anstrengender Tag für euch. Bis Morgen."
"Bis Morgen, komm Gavin."

Auf dem Weg zurück zum Palast gingen sie über den Markt. Gavin lief schon vor, währen Alinda sich umsah. An einem Stand sah sie Äpfel, die aus einem der nördlicheren Reiche stammen mussten. Sie kaufte vier und legte sie in ihrem Zimmer auf den Tisch. Gavin war unterwegs um das Abendessen zu holen und Xanara und Mira waren noch nicht da. Alinda schnitt einen Apfel entzwei und biss ein Stück ab. Das erste Mal seit drei Jahren verspürte sie so etwas wie Heimweh, doch der Gedanke an ihre Stiefmutter ließ das Gefühl schnell verschwinden.
Gavin bemerkte dass Alinda stiller war als an den Abenden zuvor, doch er dachte, es hänge damit zusammen, dass sie den ganzen Tag bei der Heilerin gewesen waren. Als Xanara und Mira gegangen waren legte Alinda sich schlafen und er tat es ihr gleich.
Früh am Morgen erwachte Gavin und sah Alinda den Morgenhimmel betrachtend am Fenster sitzen. Er stand sofort auf und fragte: "Soll ich Frühstück holen?"
Alinda wandte sich um und fragte: "Hast du Hunger?"
"Nein, noch nicht."
"Ich auch nicht, lass uns später essen. Kannst du Reiten?"
"Ein wenig. Meine Mutter hatte ein Schlachtross, das sie mitnahm als sie aus der Garde ausschied."
"Mein Pferd braucht sicher Bewegung. Wollen wir vor der Stadt etwas üben?" Alinda sah wie seine Augen vor Begeisterung funkelten.
"Bringst du mir wirklich Reiten bei? Das wollte ich schon immer lernen." Gavin zog sich schnell an, "ich gehe schon mal vor und putze dein Pferd."
Alinda grinste als er aus der Tür lief. Reiten konnten nicht viele Männer im Südreich. Es gab nicht viele Pferde und die Kamele wurden meistens geführt. Für die Amazonen hingegen war Reiten eine Pflichtübung. Jede die im Palast diente hatte ein Pferd zur Verfügung stehen und trainierte den berittenen Kampf. Alinda band ihre Haare zusammen, legte ihre Uniform an und folgte dann Gavin. Er hatte ihr Pferd gefüttert und gestriegelt und sie sattelte es. Dann führte sie es vor den Stall. Evan bog gerade um die Ecke und verbeugte sich als er sie sah: "Ich freue mich zu sehen dass es euch besser geht Herrin."
"Danke Evan. Gavin du kannst ihn führen. Wir werden nicht durch die Stadt reiten." Alinda ging voraus und Gavin folgte ihr.
Er überlegte warum sie nicht durch die Stadt reiten wollte und kam schließlich zu dem Schluss, dass es lächerlich aussehen würde, egal wie sie es machten. Entweder müsste sie laufen und er könnte Reiten oder sie ritt und er liefe oder sie saßen hintereinander - nein, Führen war besser. Das Pferd versuchte nach seiner Hand zu schnappen und er hielt die Zügel straffer.
Vor der Stadt nahm Alinda ihm die Zügel ab und stieg auf. Sie saß locker im Sattel und ritt ein paar Runden im Kreis und stieg dann wieder ab. Sie warf ihm die Zügel zu und sagte: "Jetzt du."
Gavin versuchte aufzusteigen, doch immer, wenn er einen Fuß im Steigbügel hatte, setzte sich das Pferd in Bewegung und je mehr er versuchte sich in den Sattel zu ziehen, desto schneller lief es. Schließlich landete er im Staub und das Pferd lief davon. Gavin sah ihm entsetzt hinterher, während es immer weiter fortlief. Alinda kam auf ihn zugelaufen und fragte: "Ist dir was passiert?"
Als er verneinte und sie seinen hängenden Kopf sah, grinste sie. "Keiner hat gesagt dass es leicht wäre."
Gavin sah auf: "Das Pferd ist weggelaufen, es tut mir Leid, ich werde es wieder einfangen."
„Ich denke nicht dass das nötig sein wird.“ Alinda pfiff hinter ihrem Pferd her und es drehte auf der Stelle um und kam angaloppiert.
Sie griff nach den Zügeln und hielt es fest: „Los, versuch es noch einmal.“
Gavin saß auf und Alinda ließ die Zügel los. Er versuchte das Pferd im Kreis laufen zu lassen und fand sich einen Augenblick später auf dem Boden wieder. Das Pferd hörte auf zu bocken, wieherte und drehte sich dann um, um in Gavins Haare zu pusten, während der noch auf dem Rücken lag und nach Luft rang. Alinda klatschte begeistert in die Hände: „Schau dir das an, er mag dich, das ist ja schön.“
Gavin stöhnte: „Was macht er denn, wenn er jemanden nicht mag?“
„Dann hätte er nicht an dir geschnüffelt, sondern wäre auf dir herumgetrampelt.“
Das brachte Gavin schnell wieder auf die Füße. „Ich verstehe nicht, warum du ausgerechnet dieses Pferd reitest.“
Alinda überlegte kurz und nahm dem Pferd dann den Sattel und das Zaumzeug ab. Dann erklärte sie: „Ich kenne dieses Pferd seit drei Jahren und es ist ein treuer Begleiter. Er sieht vielleicht nicht allzu gut aus und wirkt etwas klobig, aber ich kann mich auf ihn verlassen.“
Der Wallach, vom Zaumzeug befreit, sah Alinda fast fragend an. Gavin grinste und staunte als Alinda in die Mähne des Pferdes griff und sich auf dessen bloßen Rücken zog. Ohne irgendein erkennbares Zeichen lenkte sie das Pferd und es folgte willig. Als sie abstieg, lief es hinter ihr her.
„Wie machst du das?“
„Es ist eine Gabe, die meisten Tiere mögen mich, aber behalt es für dich. Wenn wir mal einen Abend allein essen, werde ich dir erzählen wie ich Pferd bekam und was wir zusammen erlebt haben.“ Alinda stieg ab und half Gavin dabei noch einmal aufzusteigen. Dann wandte sie sich an das Pferd und flüsterte etwas in dessen Ohr. Danach war es brav und Gavin konnte seine Grundlagenkenntnisse unter Beweis stellen.
Nachdem sie etwas geübt und viel gelacht hatten, machten sie sich zu Fuß auf den Rückweg in die Stadt.

Auf dem Markt kaufte Alinda einige Fleischpasteten, die sie auf dem Weg zur Heilerin aßen. Alinda band Pferd an die Bank vor dem Haus und Gavin machte sich mit einem Eimer von Feran auf den Weg zum Brunnen.
„Seid gegrüßt.“, sagte Alinda als sie eintrat. Die Heilerin war grade dabei den Verband am Arm des Mädchens zu wechseln. Feran brachte den Soldaten Suppe.
„Gut dass du da bist, kannst du bitte Feran helfen?“ Die Heilerin deutete auf den Soldaten, der am Vortag aufgewacht war und offensichtlich nicht in der Lage war, seine Suppe ohne Hilfe zu essen. Verzweifelt versuchte er den Löffel wieder aufzuheben, aber er rutschte ihm immer wieder aus der Hand.
„Ich helfe dir.“ Alinda wusch sich schnell die Hände und setzte sich dann zu dem Soldaten aufs Bett und griff nach dem Löffel. Er wurde rot. Alinda lächelte: „Mach dir keine Gedanken darüber. Vor einigen Tagen brauchte ich selbst noch Hilfe beim Essen, ich weiß wie du dich fühlst.“

„Ich kann nicht richtig greifen, vielleicht kann ich nie wieder eine Waffe führen.“
„Das werden wir nach dem Essen untersuchen. Mund auf!“
Als der Schwarze die Suppe aufgegessen hatte sah Alinda sich um und fragte Feran: „Habt ihr Gavin gesehen? Er wollte nur eben Wasser holen.“
„Nein Herrin, ich habe ihn nicht gesehen.“
Alinda entschuldigte sich bei dem Soldaten: „Ich komme gleich wieder, ich muss nur eben meinen Anwärter suchen.“
Der Soldat grinste und meinte: „Ich werde nicht weglaufen.“

Auf dem Weg hinaus legte Alinda ihre Armschienen an und steckte ihr Schwert in die Scheide. Vor der Tür stellete sie fest, dass Pferd weg war. Sie sah sich kurz um und ging dann in Richtung Brunnen. Auf dem halben Weg war eine Wasserlache auf dem Boden. An eine Hauswand stand der Eimer, mit dem Gavin losgezogen war. Ein Mann trat aus der Tür und Alinda fragte ihn: „Was ist geschehen? Wo ist der Junge den ich Wasser holen geschickt habe?“
„Ich habe gesehen wie der den Eimer fallen ließ und einem Mann mit einem Pferd folgte. Sie gingen in die Richtung, Herrin.“ Der alte Mann wies mit seiner Hand in Richtung Wirtshaus.

Gavin wehrte sich nicht. Welche Chance hatte er schon gegen drei bewaffnete Männer. Sie hatten ihn geschnappt als er Pferd zurückbringen wollte und ihn mit in die Schankstube des Wirtshauses genommen. Er versuchte sie davon zu überzeugen, dass es besser war ihn und das Pferd gehen zu lassen. „Wenn ihr mir das Pferd gebt und mich gehen lasst wird euch nichts geschehen.“
„Gib endlich Ruhe, wenn wir die Stadt verlassen lassen wir dich wieder laufen und bis dahin benimm dich gefälligst. Deine Mama wird schon einen Tag ohne dich auskommen.“
Gavin hatte keine Lust den Männern zu erklären dass seine Mutter tot war und er versuchte weiter mit ihnen zu Reden: „Aber meine große Schwester wird sicher ärgerlich wenn ich nicht bald mit ihrem Pferd zurückkomme.“
„Aha, du hast also Angst vor einem Mädchen, wie alt ist denn deine Schwester, ist sie hübsch?“
„Sie ist eine Amazone der Königin und jetzt lasst mich endlich gehen!“ Gavin versuchte sich freizumachen um wegzulaufen. Einer der Männer schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht und er schlug sich den Kopf an der Holzsitzbank auf. Benommen sackte Gavin zusammen.

Vor dem Wirtshaus blieb Alinda stehen und sah sich um, bis sie einen zornigen Aufschrei von innen vernahm, der plötzlich verstummte. Sie legte die Hand auf ihr Schwert und trat ein. Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie dass nur drei bewaffnete Männer an einem Tisch saßen. Zwischen ihnen saß Gavin und rieb sich den Kopf. Alinda trat an den Tisch und wollte grade den Mund aufmachen als einer der Männer fragte: „Was treibt ein hübsches Mädchen wie dich, mittags in eine Taverne?“
„Nun, ich habe meinen Anwärter Wasser holen geschickt und plötzlich waren er und mein Pferd verschwunden. Zumindest ihn habe ich ja nun gefunden.“ Sie sah Gavin streng an: „Was tust du hier? Ich habe dir doch klare Anweisungen gegeben, oder?“
„Ja Herrin.“
„Und? Was machst du hier und wo ist das Pferd?“
Gavin stand auf und stellte sich mit gesenktem Kopf vor Alinda: „Ich habe gesehen wie einer dieser Männer das Pferd wegführte und bin ihnen gefolgt um es wiederzuholen. Doch sie haben mich nicht wieder gehen lassen.“
„Dann hol es jetzt aus dem Stall und bring es zurück in den Palast.“
„Ja Herrin.“
„Warte, was ist mit deinem Kopf passiert?“ Alinda sah das Blut an seiner Hand und untersuchte die Wunde.
„Er hat mich geschlagen und ich bin mit dem Kopf gegen die Bank geschlagen.“
Alinda wandte sich an die Männer und sah sie wütend an: „Erklärt euch! Was bringt euch dazu ein Kind zu schlagen und ein Pferd zu stehlen?“
Die Wirtin wischte die Theke ab und warf beiläufig ein: „Sie stammen aus dem Mittelreich.“
„Ah, das erklärt natürlich einiges. Sie sind wohl das erste Mal hier.“
„Sieht so aus.“ Die Wirtin trat an den Tisch und sagte zu den Männern: „Ihr solltet euch entschuldigen und die Heilerin bezahlen, dann wird die Herrin sicherlich noch einmal ein Auge zudrücken.“
Alinda seufzte: „Das werden sie nicht tun wollen und mir ist egal was mit ihnen passiert, mit ihrer Einstellung werden sie hier sowieso nicht lange überleben.“
Die Wirtin nickte und Gavin fragte: „Warum nicht?“
„Sie kennen die Gesetze dieses Landes nicht und werden bestimmt bald die Konsequenzen ihrer Ignoranz zu spüren bekommen.“
Gavin nickte und fasste sich noch mal an den Kopf.
„Hol jetzt das Pferd, ich komme gleich nach.“
„Ja Alinda.“
Alinda drehte sich noch einmal zu den Männern um und ging einige Schritte auf ihren Tisch zu. Mit eisiger Stimme sagte sie: „Verschwindet aus der Stadt. Legt ihr noch einmal Hand an meinen Anwärter oder eine Frau, werde ich euch töten.“ Die Männer sahen sie verwirrt an und Alinda machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Gasthaus.
Gavin hatte Pferd aus dem Stall geholt und wartete vor dem Gasthaus. Alinda schwang sich auf den Rücken des Braunen und reichte ihm eine Hand, damit er hinter ihr aufsteigen konnte. Dann ritten sie zurück in den Palast.
Vor dem Stall hob Alinda Gavin vom Pferd und sah sich noch mal seinen Kopf an. „Tut es sehr weh?“
„Nein, es ist nichts.“
„Du blutest. Setz dich hier hin, ich komme gleich wieder.“ Alinda brachte Pferd in den Stall und holte aus dem Badehaus was sie brauchte, um Gavins Wunde zu versorgen. Dann gingen sie in ihr Zimmer. Im Süden wurden kleine Wunden nicht genäht, sondern mit Ameisen verschlossen. Gavin war nicht überrascht als er sah, was sie in der kleinen Schachtel hatte. Alinda wischte mit einem Lappen das Blut um die Wunde herum weg, drückte die Wundränder zusammen und setzte zwei Ameisen so darauf, dass sie durch ihren Biss die Wunde mit ihren Kieferzangen zusammenhielten. Danach knipste sie den Körper der Ameisen ab und betrachtete ihr Werk. Gavin hatte sich ein paar Tränen nicht verkneifen können und sie umarmte ihn und streichelte ihm über die Haare. „In ein paar Tagen werden die Ameisenköpfe von selbst abfallen. Sag mir Bescheid wenn es dir schlecht geht, ja?“
„Mach ich. Ich habe Kopfschmerzen.“
„Dann ruh dich aus. Ich gehe noch mal zu der Heilerin.“ Alinda verhängte das Fenster mit einem Tuch und sorgte dafür das Gavin sich auf sein Lager legte.